Während in den beiden vorangegangenen Teilen der Serie zum einen die Angst als natürliche, evolutionsbedingte Komponente des Lebens besprochen wurde und zum anderen die individuellen Gründe für Ängste, gibt der dritte Teil nun Anhaltspunkte, ab wann eine Therapie gegen Angst erwogen werden sollte.
Ab wann Therapie gegen Angst?
Neben den überaus zuverlässigen und gut geprüften Methoden zur Diagnostik von Angststörungen, hat bei der Entscheidung, ob man etwas gegen seine Angst tun sollte, vor allem klinische Relevanz, inwiefern subjektives Leiden vorhanden ist und ob man selbst oder auch das Umfeld eine Einschränkung durch diese Ängste erfährt.
Am Beispiel der Flugangst soll das subjektive Empfinden in Bezug auf die Angst verdeutlicht werden.
Beispiel: Flugangst (Aviophobie)
In Bezug auf die Flugangst (Aviophobie) wird besonders deutlich, dass Ängste durchaus individuell verschieden zu interpretieren sind und keine Vereinheitlichung bezüglich der klinischen Relevanz und Behandlungsbedürftigkeit erfolgen muss.
So kann jemand, der beruflich viel unterwegs ist, durchaus eine Einschränkung und hohes subjektives Leid erfahren, wenn er physiologische, kognitive und emotionale Angstsymptome erfährt, sobald er das Flugzeug auch nur betritt. Ein anderer wiederum, der beruflich und auch privat eher bodenständiger Natur ist, lieber mit dem Zug verreist und auch sonst keine großen Ambitionen verspürt, große Distanzen in der Welt zu überbrücken, wird von dieser Flugangst eher weniger subjektiv beeinträchtigt sein und diesbezüglich nicht zwangsläufig etwas unternehmen müssen.
Folglich besteht bei beiden, obwohl sie womöglich gleichermaßen starke Angstsymptome in Zusammenhang mit der Situation des Fliegens verspüren, ein unterschiedlicher Handlungsbedarf.
Doch es gibt auch Angststörungen, die allgemein einschränkend im Alltag sind, so zum Beispiel die generalisierte Angststörung.
Beispiel: Generalisierte Angststörung
Bei der generalisierten Angststörung bezieht sich der Zustand der Angst nicht nur auf spezielle Situationen wie bei spezifischen Phobien (Flugangst etc.), vielmehr manifestieren sich die Ängste im gesamten Alltag und Leben. Frei flottierend äußern sie sich in körperlichen und seelischen Beschwerden wie zum Beispiel Herzrasen, Panik, Unkonzentriertheit, Grübeleien und ähnlichem, welche die Bewältigung des Alltags nicht mehr möglich machen.
Bei dieser generalisierten Angststörung wird eher individuell unabhängig Handlungsbedarf bestehen, der mit einer Therapie gegen die Angst umzusetzen ist.
Ablauf einer Therapie gegen Angst
Mittels vorgenommener klinischer Diagnostik, die aus einer sorgfältigen Anamnese anhand von zum Beispiel Fragebögen, Beobachtungen und Untersuchungen besteht, erfolgt zunächst die Diagnosestellung. Gemeinsam wird diese dann besprochen, genauso wie der Ablauf der Therapie gegen die Angst.
Bei Angststörungen gelten vor allem kognitive Verhaltenstherapien als besonders erfolgreich, welche einem standardisierten Ablauf unterliegen und deren klinische Wirksamkeit nachgewiesen ist (vgl. z.B. Grawe, 1994).
Kognitive Verhaltenstherapie: Therapie gegen Angst
Diese psychotherapeutische Richtung setzt sowohl bei den Kognitionen als auch beim Verhalten an. Es gilt die individuellen Einstellungen bewusst zu machen und zu prüfen, um eine Änderung in Bezug auf das Angstempfinden und -verhalten zu erzielen. Dabei korrigieren neu gewonnene Schlussfolgerungen, Einsichten und ähnliches das bisherige Verhaltensmuster.
Wichtig dabei sind vor allem die Motivation und die Mitarbeit des Klienten in Bezug auf die therapeutische Zusammenarbeit, denn beide tragen entscheidend zum Erfolg einer Therapie bei.
Brauche ich wirklich eine Therapie gegen Angst?
Auch bei der Erwägung, ob man eine Therapie in Anspruch nehmen sollte, um etwas gegen die Angst zu tun, gilt: Die Angst als solche ist ein schlechter Ratgeber. Zwar kostet es Überwindung sich in eine Psychotherapie zu begeben, jedoch steht dem die Effizienz bei der Bewältigung der Angst sowie in den meisten Fällen die Einsicht gegenüber, dass die Therapie weit weniger schlimm ist als gedacht.
Entscheidet man sich jedoch zunächst oder generell gegen eine Therapie gegen Angst und versucht, seine erhöhte Ängstlichkeit selbst in den Griff zu bekommen, so kann die Forschung zu Ängsten und deren Verminderung durch bestimmte Verhaltensansätze wichtige Anhaltspunkte geben, wie der vierte und letzte Artikel dieser Serie auf psyheu.de zeigt.
Quelle:
- Grawe, K., Donati, R. & Bernauer, F. (1994). Psychotherapie im Wandel: Von der Konfession zur Profession. (5. Aufl.). Göttingen: Hogrefe Verlag.
Therapie gegen Angst – Über die Schrecken des Alltags (3), geschrieben von Juliane und publiziert im Psychologie Online-Magazin - psyheu.de